700 Vereine, 700 Werkstätten
Die Deutsche Fußball-Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen steht an der Spitze einer Bewegung, die die gesellschaftliche Integration von Menschen mit Behinderung zum Ziel hat. Nach dem Motto: „Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft“ ist der Sport dafür die Plattform. Die integrative Kraft des Fußballs noch besser zu nutzen ist unbestritten. Sie noch besser zu nutzen - und so auch die Werkstätten bei ihrer Aufgabe der Integration zu unterstützen - haben sich die zwei beteiligten Verbände auf die Fahne geschrieben.

Foto: Carsten Kobow

Dabei muss es nicht immer das Flagschiff Deutsche Fußball-Meisterschaft sein, das den Gedanken der Inklusion vorantreibt. Gerade auf lokaler oder regionaler Ebene bieten sich vielfältige Möglichkeiten für eine gesellschaftliche Integration durch Fußball.

Viele der über 700 Werkstätten in Deutschland organisieren für ihre Beschäftigten ein Fußballangebot. Doch für die Werkstatt alleine ist das oft schwer. Wo soll man spielen? Wo findet man Gegner oder Schiedsrichter?

Im Deutschen Fußball-Bund sind rund 25.000 Fußballvereine organisiert. Viele davon sind bereit, den Werkstätten dabei zu helfen, Fußball für die Menschen mit Behinderung anzubieten.

Deswegen haben die DFB-Stiftung Sepp Herberger und die BAG WfbM ein Projekt gestartet. Es trägt den Titel „700 Vereine, 700 Werkstätten“. Durch die Initiative sollen alle Werkstätten, die gerne zusammen mit einem Fußballverein ein Fußballangebot machen möchten, den passenden Klub finden. Außerdem haben die DFB-Landesverbände „Inklusionsbeauftragte“ eingestellt. Sie kümmern sich darum, Fußballangebote für Menschen mit Behinderung in Vereinen zu verbessern. Sie helfen auch den Werkstätten dabei, einen Fußballverein zu finden, der mit der Werkstatt zusammenarbeiten will. Die Kontaktdaten der Beauftragten finden Sie hier.

Bundesweit existieren bereits Beispiele dafür, wie solche Kooperationen aussehen können:

Ein gelungenes Modell kommt aus Rheinland-Pfalz. Hier kooperieren die Südpfalzwerkstatt Offenbach und der FSV Offenbach seit mehreren Jahren sehr erfolgreich. An der Queich wird das Werkstatt-Team von Trainern des Fußballvereins betreut. Die Sportler trainieren während ihrer Arbeitszeit einmal pro Woche auf der Vereinsanlage, tragen die Trainingsanzüge des Klubs und können mit ihrer eigenen Dauerkarte regelmäßig auch die Spiele der Landesligafußballer des FSV besuchen. Die Werkstattbeschäftigten sind so auf ganz hervorragende Weise in die Strukturen des Fußballsportvereins integriert. Die Begeisterung der Sportler ist im persönlichen Gespräch förmlich greifbar, sie sammeln positive Erfahrungen dank dieser Einbindung in „normale“ Vereinsstrukturen.

Ein anderes Beispiel findet man in Hessen. Hier haben sich die Sportler der Reha-Werkstatt Oberrad dem Frankfurter Turnverein angeschlossen. Der älteste Sportverein Frankfurts nahm die Fußballer der Werkstatt, die in den Jahren 2008, 2010 und 2012 die Deutsche Fußball-Meisterschaft gewinnen konnten, in seine Strukturen auf. Besonders interessant: Die Fußballer wurden aufgenommen, obwohl der Sportklub zu diesem Zeitpunkt noch über keine Fußballabteilung verfügte. Um am regulären Ligaspielbetrieb teilnehmen zu können, wurde die Kooperation um den Partner SV 1894 Sachsenhausen e. V. erweitert. Die Werkstattfußballer gehen für den SV Sachsenhausen als vierte Seniorenmannschaft an den Start. Ein hervorragendes Beispiel für die umgekehrte Integration durch Fußball: Menschen mit Behinderung integrieren Menschen ohne Behinderung.

Diese Beispiele stehen stellvertretend für viele weitere in ganz Deutschland. Sie belegen eindrucksvoll, dass Integration durch Fußball möglich ist und gelingen kann. Hier bieten sich für die knapp 700 Werkstätten mit ihren 320.000 Beschäftigen und die rund 25.000 DFB-Mitgliedsvereine vielfältige Chancen – zum Wohle der Sportler.

Übrigens: Eine Übersicht über die Fußballvereine in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter www.fussball.de!

Eine Übersicht darüber, welcher Fußballverein Angebote für Menschen mit Behinderungen macht, bietet die Handicap-Börse des DFB unter http://handicapteams.dfb.de/teams

Weiterführende Infos