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Foto: © Alexander Nuck
Spezialtraining mit Ralf Minge
Meldung vom 10.06.2013
Mit einem Bein lehnt er an der Brüstung vor dem Vereinshaus, ganz lässig. Er trinkt genüsslich einen Kaffee, ohne Zucker, aber mit Milch. Wie jeder andere Sportler trägt er einen Trainingsanzug. Und doch ist der Mensch in diesem Anzug für mindestens 20 Sportler vom FC Kleinwachau etwas ganz besonderes. Denn er ist nur wegen ihnen nach Liegau-Augustusbad gekommen. Er, das ist Ralf Minge.
222 Spiele absolvierte der heute 52-jährige für Dynamo Dresden, in 36 Länderspielen trug er das Trikot der DDR-Nationalmannschaft. Als Trainer der U23-Mannschaft bei Bayer 04 Leverkusen arbeitet er seit 2012 fernab der Heimat. Und doch ist er vor allem eins: auf dem Boden geblieben.
Als Botschafter von Special Olympics Deutschland engagiert sich Ralf Minge schon seit Langem für behinderte Sportler und sucht gar nicht erst nach Begründungen: „Das macht einfach richtig Spaß. Und vor allem ist es keine Einbahnstraße. Ich bekomme auch so viel zurück. Sie lächeln und klopfen einem auch mal auf die Schulter. Das sind einfach ehrliche Emotionen.“
Und diese Emotionen erwarten ihn auch beim FC Kleinwachau. Erst Ende April wurde die Unified Mannschaft des SV Liegau-Augustusbad vom DFB mit der Sepp Herberger-Urkunde für das Miteinander von behinderten und nicht behinderten Fußballern ausgezeichnet. Und um dieses Miteinander geht es auch beim Spezialtraining mit Ralf Minge. Der lässt die ganze Mannschaft gleich mal zur Erwärmung aufstellen. Dann ein starker Pfiff in die Trillerpfeife und es bewegen sich Fußballmänner und Fußballfrauen rund um den Star des Tages.
Es scheint, als hätte Ralf Minge eine Menge vor mit den ehrgeizigen Sportlern. Gewissenhaft stellt er kleine Hütchen auf eine Linie und lässt die Fußballer drum herum dribbeln. Beim Üben des Doppelpass muss der Torwart schon öfter mal hinter sich greifen. Einer aber schaut sich das Training genau an: Markus Rebs. Als Präsident des SV Liegau-Augustusbad liegt ihm viel an der Aktion: „Ralf Minge ist ein Mensch, der in unserer Region einen sehr hohen Bekanntheitsgrad genießt und er ist sich nicht zu schade, mit uns gemeinsam Fußball zu spielen. Er macht es aus voller Überzeugung. Für die Kleinwachauer Sportler wird das ein nachhaltiges Ereignis bleiben. Für mich persönlich ist es eine Bestätigung, dass der seit 2005 gemeinsam mit dem Epilepsiezentrum eingeschlagene Weg der richtige ist.“
Markus Rebs und der Trainer des FC Kleinwachau, Lutz Höhne, haben sich Anfang des Jahres für die Sepp-Herberger-Urkunde beworben. Mit dem Erfolg wollte keiner so richtig rechnen. Die Urkunde aber zeigt, dass ihr Engagement Vorbildcharakter hat und beim FC Kleinwachau schon das gelebt wird, wovon andere nur reden: Inklusion. Damit die behinderten Sportler auch im Umfeld gute Bedingungen vorfinden können, gehen die 5.000 Euro Prämie, die mit der Vergabe der Sepp Herberger-Urkunde verbunden waren, direkt in Umbaumaßnahmen für eine behindertengerechte Toilette und einen barrierefreien Zugang zum Vereinsheim. Finanziell ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, man hofft auf zusätzliche Fördergelder.
Doch zurück zu Ralf Minge. Er hält die Nachwuchsprofis auf Trab. Jeder bekommt Tipps und Anregungen. Das Abschlussspiel endet schließlich 1:1. Ein ausgeglichenes Ergebnis für eine Mannschaft, die einen sehr ausgeglichenen Gasttrainer hatte. Ganz locker packt Minge ein paar Bälle und fasst zusammen: „Ich denke, dass die Fußballer sich an das Training als einen besonderen Moment zurückerinnern werden, der vielleicht auch in den Köpfen bleibt. Letztendlich ist es nämlich wichtig, dass nicht die Siege in diesem Sport entscheiden, sondern vielmehr die Leidenschaft. Und die sollen die behinderten Sportler bloß nicht verlieren.“ Und genau so lässig wie der charismatisch bodenständige Fußballprofi am Anfang seinen Kaffee trank, gibt er noch Autogramme, macht hier und da ein Foto und verabschiedet sich dann von jedem persönlich. So toll kann Fußball sein.
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