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Die Kooperation des FSV Offenbach mit der Südpfalzwerkstatt

Meldung vom 01.10.2010
Der FSV Offenbach aus dem Südwestdeutschen Fußballverband engagiert sich seit mehreren Jahren für geistig-behinderte Fußballer. In einer besonderen Kooperation ist es gelungen, die Fußballer der Südpfalzwerkstatt in den Verein zu integrieren.
Am Rande der Deutschen Meisterschaft der Werkstätten in Duisburg berichtet FSV-Vorstandsmitglied Reinhold Lutz über seine Erfahrungen und Erlebnisse mit den „Werkstatt-Fußballern“.

Herr Lutz, Sie haben als Vorstandsmitglied des FSV Offenbach die Zusammenarbeit mit der Südpfalzwerkstatt initiiert. Warum? Was hat Sie dazu motiviert, sich mit Ihrem Verein für geistig behinderte Menschen zu engagieren?

Auf die Idee kam ich, als mein Arbeitgeber ein Sportspendenprojekt startete. Da habe ich mit dem Projekt „Fußballkooperation mit Behinderten“ teilgenommen. Der weitere Verlauf ergab sich während der Zusammenarbeit mit der Südpfalzwerkstatt. Ich glaube, durch die Integration in unseren Verein den behinderten Menschen ein Stück mehr Lebensfreude geben zu können.

Beschreiben Sie doch bitte kurz Ihren FSV Offenbach. In welcher Spielklasse spielen Sie? Wie viele Mitglieder hat ihr Klub?

Unsere 1. Mannschaft spielt in der Landesliga des Südwestdeutschen Fußballverbandes und ist dort aktuell Tabellenführer. Insgesamt haben wir 16 Juniorenteams. Der Verein hat circa 700 Mitglieder. Besonders stolz sind wir, dass unsere AI-Junioren in diesem Jahr in die Regionalliga aufgestiegen sind.

Wie sind Sie bei der Kontaktaufnahme mit der Südpfalzwerkstatt vorgegangen?

Als ich überzeugt war, das Projekt „ Fußballkooperation mit Behinderten“ zu starten, habe ich mit dem Geschäftsführer der Südpfalzwerkstatt Kontakt aufgenommen. Bei diesem Gespräch stellte ich ihm das Projekt vor. Er war sofort begeistert und unterstützt bis heute engagiert das Projekt.

Wie gestaltet sich konkret die Zusammenarbeit? Wer leistet was?

Der FSV Offenbach stellt sein Sportgelände, Trainingsmaterialien, Bälle, Trikots und qualifizierte Trainer zur Verfügung. Die Werkstatt-Mannschaft trainiert einmal pro Woche. Das Training wird seit Jahren von unserem Vereinsmitglied Karl-Heinz Eberle geleitet. Wir bemühen uns zudem darum, den behinderten Fußballern auch eine Abwechslung zu ihrem Lebensalltag zu bieten. Vor kurzem besuchten wir beispielsweise eine Fernsehsendung.

„Profitiert“ Ihr Verein aus der Zusammenarbeit? Wenn ja, wie?

Unser Projekt wird in der Öffentlichkeit sehr positiv wahrgenommen. Das ist natürlich auch gut für unseren gesamten Verein.

Zahlen die behinderten Sportler Mitgliedsbeiträge? Wie läuft die Versicherung?

Da die Werkstattbeschäftigten nicht viel verdienen, zahlen sie beim FSV Offenbach keinen Mitgliedsbeitrag. Versichert sind sie über die Südpfalzwerkstatt.

Sie wurden für Ihr persönliches und das Engagement Ihres Vereins bereits mehrfach ausgezeichnet. Wann, wie und durch wen?

2005 BASF Ludwigshafen
2005 „Aktion Menschlichkeit“ – CDU Südpfalz
2007 „Sterne des Sports“ - VR-Bank Südpfalz
2007 „Mannschaft des Jahres“ - Zeitung „Die Rheinpfalz“
2007 „You are the Champions“ - Sportregion Rhein-Neckar; 2. Platz in der Kategorie „Integration durch Sport“
2008 „Menschen der Region“ – Südpfalz SPD
2005-2010 Sportlerehrung der Verbandsgemeinde Offenbach

Gibt es Berührungsängste zwischen den „normalen“ Vereinsmitgliedern und den behinderten Menschen?

Nein, die gibt es nicht. Die behinderten Sportler nehmen sehr rege an unserem Vereinsleben teil. Sie besuchen unsere Vereinsveranstaltungen und vor allen Dingen auch die Heimspiele unserer Landesligafußballer. Auf diese Weise haben sich schon viele Kontakte zu den anderen Vereinsmitgliedern ergeben.

Wie läuft der Trainingsbetrieb? Ist auf etwas Besonderes zu achten? Ist das Training anders?

Das Training kann man nicht mit dem „normaler“ Fußballer vergleichen. Taktische Varianten stehen bei Menschen mit einer geistigen Behinderung zum Beispiel nicht auf dem Trainingsplan. Je nach Behinderungsgrad ist mit jedem einzelnen Spieler individuell zu trainieren. Das Training erfordert ein besonderes „Fingerspitzengefühl“ – auch menschlich. Es macht allen großen Spaß!

Im Sommer haben Sie ein eigenes Turnier für Werkstätten veranstaltet. Wie viele Teams waren dabei? Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?

Insgesamt waren zehn Teams dabei. Gespielt wurde auf zwei Kleinspielfeldern. Für jeden Spieler gab es eine Erinnerungsmedaille und für jede Mannschaft einen Pokal und einen Fußball. Die Teams waren von dem Turnier so begeistert, dass sie darum baten, im nächsten Jahr die zweite Auflage des Turniers zu starten. Unsere gewonnenen Erfahrungen waren nur positiv.

Sie haben in Ihr Engagement auch einen Sponsor eingebunden. Wie kam hier der Kontakt zustande? Wurden Sie aktiv, oder hat sich der Sponsor bei Ihnen gemeldet? War das Unternehmen schon vorher Partner Ihres Vereins?

Die Firma TRIFA Glühlampenwerk am Trifels GmbH aus Annweiler ist seit Jahren Partner des Projekts. Der Geschäftsführer ist sehr sozial engagiert. Ich habe ihn angesprochen und er hat sofort zugesagt, uns zu unterstützen. Außerdem ist er auch ein großer Auftragsgeber der Südpfalzwerkstatt. Die Zusammenarbeit mit der Firma Trifa hat sich erst über das Projekt ergeben. Wir haben so auch einen neuen Partner für unseren Verein gewinnen können.

Auch der DFB-Präsident lobt Ihr Engagement. Was können Sie anderen Vereinen mit auf den Weg geben, warum sollten sich diese für Werkstätten / behinderte Menschen (noch stärker) öffnen?

Ich kann allen Vereinen nur empfehlen, mit Werkstätten für behinderte Menschen zu kooperieren. Die Sportler geben es auf eine ganz besondere Art mehrfach zurück. Ich kann nur sagen: Geht einfach auf die Werkstätten zu, denn sie sind für jede Art der Kooperation dankbar…


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